Wir alle erleben ab und zu Situationen, die wir am liebsten vergessen würden. Solch nervige Momente widerfahren auch Dritte Wahl aus der Hansestadt Rostock. Da wünschte man sich ein Gerät zum Löschen des Gedächtnisses wie etwa den Neuralisator, der im Film „Men In Black“ eingesetzt wird. Geblitztdingst heißt dieser Vorgang im Hollywoodstreifen und „Geblitztdingst“ heißt auch das neue Werk der Norddeutschen. Auf Album Nummer neun zeigen sie erneut ihre musikalische Souveränität, Metal und Punk sind das Element, in dem sich Dritte Wahl bewegen wie Fische im Wasser. Seit 2010 haben sie mit Dietmar einen Tastenmann an Bord, der ihr Klangfarben-Spektrum bunter denn je klingen lässt.
Auch anhand der Texte lässt sich eine Weiterentwicklung feststellen. Nach wie vor kritisieren Dritte Wahl herrschende Zustände, wie zum Beispiel in der neuen Nummer „Wahr & schön“, wo es um das Missverhältnis von reich und arm geht. Aber zunehmend widmet sich das Quartett auch persönlichen Themen, wie etwa in „Der Spiegel“, das die Frage nach Zufriedenheit und Glück stellt, oder in „Stillstehen“, das sich mit Schicksalsschlägen und Überforderung befasst.
Die Wurzeln von Dritte Wahl liegen in der verblichenen DDR, wo sich die Band 1988 vor dem Mauerfall zusammenfand und erste Konzerte spielte. Mit hartnäckigem Touren und regelmäßigen Alben säten Gitarrist/Sänger Gunnar Schröder, sein Bruder und Schlagzeuger Jörn „Krel“ Schröder, Bassist Stefan Ladwig und Keyboarder Dietmar die Früchte, die sie heute ernten. Von Suhl bis Flensburg, von Münster bis Passau hat die rastlose Band Fans, die in ihre Konzerte strömen. Ihre Anhänger schätzen nicht zuletzt, dass Dritte Wahl unabhängig sind. Ihre Platten erscheinen auf dem eigenen Label Dritte Wahl Records, die Band managt sich selbst und kümmert sich um ihr Merchandise, das mehr und mehr aus Fair-Trade-Produkten besteht.
Trashrock, Anti-Pop und eine ausgeprägte Affinität zum Lebensprinzip Motörhead. Cor sind etwas, das mit Fug und Recht die gerne mal inflationär verwendete Bezeichnung „Kult“ für sich in Anspruch nehmen darf. Für die Ausdauer beispielsweise. Immerhin sind die Rügen-Jungs von Cor seit 2002 auf der Mission Trashrock und haben es seither zu zehn Veröffentlichungen gebracht, die auf so feine Namen wie „Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere“, „Freistil, Kampfstil, Lebensstil“, „Baltic Sea For Life“ oder aktuell „Snack Platt orrer stirb!“ hören. Oder für den DIY-Spirit – selbstredend wird auf dem eigenen Label Rügencore-Records veröffentlicht. Die natürliche Verbindung aus punk-gespeistem Selbstverständnis, Motörhead-geschulter Rotzigkeit und der ungebrochenen Lust am Trashrock-Krachschlagen.