Einmal im Jahr verwandelt sich wie schon die Jahre zuvor der Campus der Hochschule Wismar: Absperrungen werden aufgestellt, eine große Bühne entsteht mitten auf dem Gelände und zahlreiche Künstler geben sich beim Tagesfestival an der Ostsee die Klinke in die Hand. Eine gerne genommene Abwechslung im ansonsten vorherrschenden Unistress derer, die den Campus ansonsten mit ihrer Anwesenheit beehren.
In 2015 holte der Asta der Hochschule Wismar die beiden Headliner 257ers und SDP nach Mecklenburg-Vorpommern. Auch Sondaschule, Rakede und Sonuvabitch! – ein Contestgewinner aus Rostock – standen am vergangenen Samstag auf der Bühne.
Traditionell eröffnete der Gewinner eines Nachwuchsband-Contests die Bühne auf dem Campus. Obwohl zu dem Zeitpunkt der Einlass noch in vollem Gange war und sich der Bereich vor der Bühne nur langsam füllte, gaben die Jungs von Sonuvabitch! (im Übrigen ist der Name bewusst nach dem Wortlaut gewählt) alles um dem anwesenden Publikum möglichst viel innerhalb der ihnen zugeteilten Stagetime zu präsentieren. Fast ohne Unterbrechung zogen sie ihr Volldampfprogramm durch und heizten schon einmal gut ein für das nachfolgende Programm.
Als zweites gab sich die Berliner Band Rakede die Ehre. Die Hip-Hop/Electro/Rock-Kombo begeisterte durch eine gelungene Bühnenshow und einen interessanten Genremix. Besonders Sänger Julian Schmit erstaunte immer wieder mit seinen schwungvollen Mikrofonwechseln um verschiedene Textpassagen verzerrt darzubieten. Doch nicht nur das hinterließ Eindruck beim Publikum: Wie schon zuvor Sonuvabitch! zogen Rakede die volle Spielzeit mit Programm durch und vergeudeten nicht unnötig Zeit für Ansagen oder Verschnaufpausen.
Langsam neigte sich der Tag dem Ende entgegen und pünktlich zur Dämmerung standen Sondaschule auf der Bühne des diesjährigen Campus Open-Air. Die Ska-Punk-Truppe aus dem westfälischen Mülheim an der Ruhr sorgte für einen richtigen Abriss der Bühne mit sehr ausgelassener Stimmung innerhalb des Publikums und famoser Powershow zu leider nicht ganz so bekannten Songs, was dem Gesamteindruck jedoch keinen Abbruch tat. Nach einer etwas längeren Umbaupause ging es dann weiter mit den 257ers.
Die drei Rapper aus – so deutet es der Name schon an (45257 ist die Postleitzahl des Stadtteils ihrer Heimatstadt, in dem sich die drei zuhause fühlen) – Essen hatten den Vorteil der bekannteren Songs, die im Publikum bis auf wenige Ausnahmen auswendig mitgegröhlt werden konnten. Dazu kommt eine kreative Show, bei der unter anderem der komplette Bereich vor dem ersten Wellenbrecher mit einer Schaumkanone in eine kurzweilige Illusion einer überdimensionalen Variante der heimischen Badewanne verwandelt wurde. Auch für den „Riesenstrohhalm“, durch den literweise Alkohol von der Bühne aus in Richtung des Publikums floss waren sich die drei nicht zu schade.
Last but not least – oder auch: Das Beste kommt zum Schluss… Am sehnlichsten erwartet wurden wohl SDP. Die beiden Modekünstler aus Berlin landeten zuletzt mit ihrem aktuellen Album „Zurück in die Zukunst“ einen Chartefolg und stiegen bis auf Platz 2 der deutschen Albumcharts. Mit Songs wie „Ne Leiche“ oder „Ich will nur das du weißt“ arbeiteten sie bereits mit namenhaften Künstlern wie Sido und Adel Tawil zusammen. Diese Erfahrung sah man den beiden während ihrer Bühnenzeit an. Sie brannten ein wortwörtliches Feuerwerk ab und brachten die Menge nicht nur durch Einwirkung der mitgebrachten Pyrotechnik zum Kochen.
Insgesamt betrachtet war das Campus Open Air Wismar auch dieses Jahr ein Erfolg, auch wenn die diesjährige musikalische Ausrichtung vielleicht nicht 100%ig in den Musikgeschmack einiger Besucher und auch unseres Redakteurs zu passen schien. Vielleicht gibt es im nächsten Jahr ja wieder eine etwas breitbandigere Aufstellung der geladenen Musiker. Das so etwas machbar ist, bewiesen die Initiatoren bereits in der Vergangenheit, als etwa BossHoss, Donots, Bosse oder auch Culcha Candela die Reise nach Wismar antraten.