„Konfetti“: Ein Zeitdokument über die mutige Selbstbehauptung eines Künstlers, der Grenzen sprengt und kraftvoll seiner originären Inspiration folgt. Mit Haltung, Achtung und großer Hingabe an Musik, Arrangements und Texte, die man so in Deutschland noch nicht gehört hat.
Es war ein großartiges Jahrzehnt mit Kettcar – für ihren Frontmann Marcus Wiebusch ebenso wie für jeden Hörer von so anspruchs- wie gehaltvoller Indie-Pop-Musik. Die Geschichte dieser Hamburger Band ist auch noch nicht zu Ende geschrieben, aber doch war es Zeit für eine Zäsur. Nach zehn Jahren, neun Festivalsommern, vier Alben, einem Live-Album, unzähligen Tourneen sah Marcus Wiebusch den Moment gekommen, eine kreative Pause mit der Band einzulegen. Und es ganz alleine zu probieren. Wobei: Alleine trifft es nicht. Eher im Gegenteil. Doch dazu gleich.
Denn mit seinem ersten Soloalbum „Konfetti“ probiert er sich aus – und zwar in jede Richtung. Es ist ein dermaßen offenes, breites und vielseitiges Album geworden, dass man zunächst vollkommen überrascht ist. Vieles, was darauf geschieht, hätte man als Kenner der Kettcar-Musik einfach niemals erwartet. Dieses Orchestrale, Große, Raumgreifende der Songs, die Breite im Arrangement, die sich von der klassischen Piano-Ballade bis zum tief pumpenden Electro-Track dehnt: Bemerkenswert, was passiert, wenn man einen wie Wiebusch einfach mal von der Leine lässt. Dann hört man plötzlich Sprechgesang von ihm, verbunden mit knackigen HipHop-Beats zur reduzierten Gitarre.
Es steckt also viel Liebe in diesem Werk, auch wenn die Liebe an sich, als zu beschreibender Zustand, keine Rolle auf dieser Platte spielt. Eigentlich überraschend für jemanden, der ein eigenes Album dazu nutzt, private Vorlieben in neuer Qualität künstlerisch auszuleben. Auch Persönliches findet man eher in Nuancen – der kleine Junge im Album-Opener „Off“, der an der Wasserkante entlang butschert: Das ist natürlich Marcus. Doch ansonsten hält er sich interessanterweise bedeckt mit dem Blick ins Persönliche. Stattdessen: Haltung, Aussage, Meinung, eine klare Verortung zu gesellschaftlichen Themen. „Der Tag wird kommen“ ist so ein Stück, in dem ein großes Bedürfnis nach Haltung und Aussage steckt. Wiebusch hat für den Song viel recherchiert, mehrere Bücher gelesen, Gespräche mit Sportjournalisten geführt, Song und Text von Corny Littmann, dem großen Hamburger Fachmann für Fußball meets Homosexualität, abnicken lassen.
Jetzt ist es an uns, ihm zu folgen. Für den Erstkontakt mit diesem Werk empfiehlt er ein gutes Glas Wein, Ruhe, Einsamkeit. Und dann: kommen lassen, was da kommt. Es ist viel. Viel mehr, als man normalerweise bei einem ersten Soloalbum erlebt. So ambitioniert ein Musiker sonst auch sein mag. Denn dies ist ein Zeitdokument über die mutige Selbstbehauptung eines Künstlers, der Grenzen sprengt und kraftvoll seiner originären Inspiration folgt. Mit Haltung, Achtung und großer Hingabe an Musik, Arrangements und Texte, die man so in Deutschland noch nicht gehört hat.
Wir werden in Hannover in der Faust dabei sein und von dem Konzert direkt berichten.
Tourdaten
- 07.09. Lingen, Alter Schlachthof
- 22.10. München, Ampere
- 23.10. Karlsruhe, Substage
- 24.10. CH – Aarau, Kiff
- 25.10. Dortmund, Westfalenhalle
- 26.10. Stuttgart, LKA Longhorn
- 28.10. Bielefeld, Forum
- 29.10. Hamburg, Markthalle
- 30.10. Hannover, Faust
- 31.10. Bremen, Schlachthof
- 01.11. Frankfurt, St. Peter
- 02.11. Köln, Gloria
- 03.11. A – Wien, Arena
- 04.11. Berlin, Postbahnhof